Event „Waterfall“ Stück für Englisch Horn, Gitarre, Kontrabass, Perkussionsinstrumente (Djembe). Die Idee zu diesem Stück entstand 1985 in meiner ersten kleinen Wohnung in Berlin Moabit in der Lübecker Straße 28. Große Ideen im Kopf und noch keine Mittel in der Hand um diese zu formen. Im Mai 2011 begann ich die Idee aufzugreifen. Anlass war eine neue Konzertgitarre. Die uralte Idee begann zu klingen und die Hände suchten passende Ergänzungen. Eine deutliche Erinnerung an etwas, dass nie wirklich durchgedrungen war. Und plötzlich gab es Fragmente, die alle dazugehören wollten. In der Vorstellung sind die anderen Stimmen immer dabei aber noch gar nicht vorhanden. Im März 2012 kam der Entschluss alles im Rechner festzuhalten und dort zusammenzusetzen. Mit der Gitarre wurde die alte Idee für das Ostinato und dem eingeflochtenen melodischen Motiv für das Thema eingespielt (Teil A). Die Variationsmöglichkeiten der Taktart wurden ausgearbeitet und festgelegt. Alle anderen Fragmente, die seit 2011 dazu kamen, wurden eingespielt und einem undefinierten B-Teil in der Mitte des Stücks zugeordnet. Die Gliederung des A-Teils bekam eine Struktur aus immer konturierteren Themenblöcken und dazwischenliegenden Soli, die durchkomponiert sein, aber improvisatorischen Charakter haben sollten. Die Soli wurden „offen“ gelassen als Platzhalter in der festgelegten Gliederung. Anfangs gab es dafür nur zwei Anfänge, die Ausarbeitung erfolgte in einer späteren Arbeitsphase (Sommer 2017) Das harmonische Gerüst des B-Teils stand zunächst unverbunden für sich. Es gab aber schon die Idee zwei Gitarrensoli als Verbindungsglieder (Überleitungen) der Hauptform A-B-A’ zu erfinden. Diese Soli wurden ausführlich eingespielt und separat abgespeichert. So lag das Stück in Einzelfragmenten vor, in der Hoffnung es mit den fertig eingespielten Überleitungen irgendwie zusammen setzen zu können. (Sommer 2012) A-Teil Die Melodie-Stimme des Englisch Horns für den A-Teil schien schnell durch. In den Themenblöcken wurde sie aus den melodischen Gitarrenmotiven des Ostinates abgeleitet. Die dazwischenliegenden Soli sind dazu kontrastierend und sind selbstständige Soli über dem Gitarren-Ostinato. Sie entwickeln sich. Die Experimente mit der Djembe und dem Kontrabass fanden in einer sehr frühen Phase der Festlegung am Rechner statt (2012) kurz nach dem Einspielen des Gitarren-Ostinatos. Ich war überwältigt, wie stark und gerade die Perkussionsinstrumente die frühere Idee aus Moabit herausschälte. Das Stück (Der A-Teil) brachte sich selbst durch die Trommeln mit Kontrabass ans Licht. So gewann der A-Teil an Ausdruck und Charakter, die meiner inneren Vorstellung vom Stück, wie ich es in Moabit erdachte, sehr nahe kamen. Die Djembe-Rhythmen wurden als eine Art Materialsammlung eingespielt und vorsortiert. Die Ausarbeitung und Festlegung der Trommelbegleitung ist für einen sehr späten Zeitpunkt geplant. B-Teil und Improteile Im Sommer 2017 gelang die Ausarbeitung der Melodien: Zuerst wurde die Stimme des Englisch Horn über das harmonische Gerüst der Gitarre für den B-Teil entwickelt. Dabei war noch nicht klar, wie sich der B-Teil in der Mitte des Stücks in das ganze Stück einfügen würde. Der B-Teil bildet einen Kontrast zum A-Teil: Die Taktart ist runder (Viervierteltakt) und die Melodie liegt auf harmonischen Wechseln, was ihr anfangs einen erzählenden, lyrischen Charakter gibt. In der zweiten Hälfte des B-Teils vereinfacht sich das harmonische Gerüst und die Melodie sollte sich zu übermütigen, euphorischen Charakter steigern. Als nächstes wurden die Impro-Teile des A-Teils ausgearbeitet. Es ging um rhythmische Verschiebungen von melodischen Fragmenten und um die allmähliche Steigerung der melodischen Dichte. Der letzte Impro-Teil (hinter dem vollen dritten Themenblock des A-Teils) ist eine Art Zusammenfassung und Verdichtung der vorangegangenen drei Impro-Teile. Zusammensetzen (Überleitungen + Schluss) Dann endlich wurde eine Überleitung von A nach B gesucht: Versuche mit gleitenden Überleitungen scheiterten. Es gibt einfach kein charmanten Weg aus einem Ostinate heraus, ohne dabei einen neuen Themenkomplex zu eröffnen. Die schon in Moabit (1985) erdachten Anschlüsse an das Ostinate wurden allesamt verworfen. Sie erreichen nicht die gleich Intensität wie das Ostinato, sondern plätschern sich in langweilige Harmonik aus. Die Lösung war ein Bruch: Das ewige Drehen des Ostinates wurde durch einen rhythmischen „Cut“ unterbrochen und machte den Weg frei für eine Überleitung, die an ein Scherzo erinnert und gleichzeitig den Charakter einer Durchführung hat. Es werden dabei melodische und rhythmische Motive aus allen vergangenen und kommenden Teilen verarbeitet und angedeutet. Der gestrichene Kontrabass (bekannt aus dem Intro) bindet die Phrasen zusammen. Für die Überleitung von B nach A wird tatsächlich en Gitarrensolo (von 2012) verwendet. Diese Überleitung funktioniert wie geplant, und es ist problemlos möglich aus der Sparsamkeit des Solos heraus in den wiederkehrenden Ostinato-Rhythmus des A-Teils zu gelangen. A’ ist dann eine komprimierte Fassung des A-Teils ohne Impro-Teile. Eine richtige „Reprise“!. Der Schluss wird einfach ausgedünnt und „ausgeknipst“. Das Ostinate zeigt ohnehin ins Unendliche und durch den Wegfall der Impro-Teile endet das Stück nach dem Auftauchen des vollständigen Themenblocks auf einem A-sus-Akkord. Der Schluss erscheint als wirklicher Schluss und es verwundert etwas, weil das Ostinate doch anfangs nie enden will und es ohne Bruch gar nicht gelingt dort heraus zu kommen. Der B-Teil scheint heilsam zu wirken, danach gibt es das Bedürfnis nach unendlich fortschreitenden Improvisationen nicht mehr. Der Aufbau zu einem vollständigen Themenblock reicht völlig und der darf danach einfach stehenbleiben. Fertig! Was fehlt (Oktober 2017)? – Gitarrenparts müssen noch mit Gitarre eingespielt werden (Überleitungen), die wurden bisher nur als Midi-Parts komponiert. – Die Kontrabass-Stimme verträgt noch Variationen und wird mit dem Kontrabass eingespielt. Midi-Parts werden ersetzt. – Perkussion wird festgelegt. – Abmischen: Ich bin gespannt, ob das Stück in einem Raum spielen wird. – Notenskript.